Quickshot - Schnellschuss vom 04.07.2004 Quickshot-Index

Ist Christo nach Stuttgart gekommen?

Schleier und Seile – spätestens seit der Verhüllung des Berliner Reichstags 1995 auch dem deutschen Publikum ein Kunstbegriff – könnten darauf schließen lassen.

Würde sich der weltberühmte Künstler allerdings herablassen, ein trotz aller anthroposophischen Winkel so relativ prosaisches Bauwerk wie das Hauptgebäude der Waldorfschule Uhlandshöhe zum Objekt seiner Kunst zu machen? Spektakulärere Ziele in der Schwabenmetropole wären doch schon eher das Neue Schloss, der Fernsehturm (mal in die Höhe und nicht in die Breite), die Neue Staatsgalerie oder, wegen seiner Blockgestalt besonders einfach zu verwirklichen, der Landtag gewesen...

Nicht alles mit Stoff und Schnur Eingepackte verweist jedoch notwendigerweise auf Christo. (Es soll namenlose Baustellen von durchaus vergleichbarer Ästhetik geben und gegeben haben.)

   

Eine Mitarbeiterin legt letzte Hand an. Insgesamt wurden 1700 Meter Seil zur Befestigung von 5200 Quadratmeter grünem Gerüstnetz verspannt.

   

Bewusst gewählte Details: grobmaschiges Netz lässt Luft und Licht durch, lang-ovalige Öffnungen – an manche Damenstrümpfe erinnernd – geben ausschnittartig Ausblick auf die Bausubstanz in subtiler Abwandlung der christoschen Idee Enthüllen durch Verbergen.

   

Ein Teil der 40 Waldorfschüler, die für das Projekt verantwortlich zeichneten, das es – leider – seit dem 4.7.2004 nicht mehr in corpore zu bewundern gibt.

   

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