Quickshot - Schnellschuss vom 01.05.2005 | Quickshot-Index

Robert Creeley zum Gedenken

Robert Creeley, amerikanischer Schriftsteller, geb. 1926, gest. 2005

Robert Creeley (ca. 1979)

   

Zu Recht & Unrecht

                                                           Für Robert Creeley

Mal wieder einen Langzeiler schreiben für gute Lungen & Konzentrations-
fähigkeit, denn lange Zeilen verlangen das, mit &-Zeichen, die viel lockerer
aussehen, mit Ausflügen in Vergangenheit, Gegenwart & Zukunft, mit
Erlebtem & Erfundenem, Gelesenem, Gesehenem, mit Verfußungen am
Zeilenende, mit Geografie, Leben, Tod, Persönlichkeit bekannt & unbekannt.

Reporterisch: Robert Creeley starb am 30. März im Alter von 78 Jahren.

In Texas, wohin ich ihn nie getan hätte. Aber das war vielleicht der verwegene
andere, den ich vermeine gesehen zu haben mit Augenklappe* & schwarzem
Lederhut, der zwischen Lorbeeren auch mal Stechginster erntete, & sicher auch
zu Recht & Unrecht. Eine Rezensentin warf ihm unterkühlt-flapsig geschriebene
Liebesgefühle vor. Kein Wunder, schrieb sie, oder so ähnlich, dass da nichts
zurückkam
.

Was ist es, das letztendlich so hilflos anders ist, an der eigenen Aussage verzweifelt,
sich abwenden will, endlos abwenden
.** Zur letzten Abwendung für den Mann
kurzer Zeilen ins Deutsche & in die Länge gebracht. War das nun ein echtes
Gedicht oder hast du dir das selbst ausgedacht?
*** Creeley wird weiter Rede &
Antwort stehen.

Johannes Beilharz

* Robert Creeley fehlte ein Auge.
** What is it that
is finally so helpless
different, despairs of its own
statement, wants to
turn away, endlessly
to turn away

(Robert Creeley)

*** Nimmt Bezug auf: Robert Creeley, Was That a Real Poem & other essays, Four Seasons Foundation, Bolinas, Kalifornien 1979. Dieser Band enthält u.a. den Essay Was That a Real Poem or Did You Just Make It up Yourself? Hier schreibt er zur Frage “Was ist Poesie?” u.a.: 

Schlage ich in einem neueren Lexikon nach [...], lese ich dort, dass Poesie “die Kunst oder Arbeit eines Dichters ist”, eine Definition, die keine Antwort gibt. Da haben die Leute also jahrelang geschrien, dass man keine echten Gedichte schrieb – und es stellt sich heraus, dass niemand, und von denen aus dieser Ecke sowieso keiner, wusste, was Gedichte überhaupt sind. Kein Wunder, dass sie auf diesen Formen bestanden! Dieselben Leute würden ohne Rock auch keine Frau ausmachen.

Abschließend schreibt er:

Vertrauen Sie also auf gute Verse ... Vertrauen Sie auf den Moment der Klarheit im Menschen, der keinen anderen Ort kennt und wünscht.

(Alle Übersetzungen aus dem Englischen von J. Beilharz)
Gedichte aus Later in deutscher Übersetzung

Interessante externe Links (Englisch; für Inhalte wird keine Verantwortung übernommen):

Modern American Poetry | EPC Buffalo Author Homepage | Interview (Cortland Review)

Robert Creeley-Links in Jacket Magazine 

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