Quickshot - Schnellschuss vom 03.11.2001 Quickshot-Index

Filmempfehlung »Lolita« – eine gelungene Literaturverfilmung

Filmtitel: Lolita

Jahr der Veröffentlichung: 1996/97

Regie: Adrian Lyne

Buch: Stephen Schiff

Literarische Vorlage: Vladimir Nabokovs Roman Lolita von 1955

Hauptdarsteller: Jeremy Irons (Humbert Humbert), Dominique Swain (Lolita), Melanie Griffith (Charlotte Haze), Frank Langella (Clare Quilty)

Humbert Humbert (J. Irons) und Lolita (D. Swain)

Nabokovs Buch, das wegen des skandalösen Themas der obsessiven sexuellen Beziehung eines erwachsenen Mannes zu einer Minderjährigen zunächst von keinem amerikanischen Verlag angerührt worden war, wurde schließlich in Paris von Olympia Press herausgebracht, fand aber erst Beachtung, als der britische Schriftsteller Graham Greene es als einen der drei besten Romane von 1955 pries. In der Folge entwickelte sich das Werk zu einem Bestseller mit einer Auflage von mittlerweile über 14 Millionen, das seinem ältlichen Autor (1899-1977) Weltruhm und finanzielle Unabhängigkeit brachte. Eine erste Verfilmung erschien 1962 (Regie Stanley Kubrick, Buch von Nabokov und Kubrick, Hauptdarsteller James Mason, Sue Lyon, Shelley Winters und Peter Sellers); dieser Film ist mir nicht bekannt.

Was den Film – genau wie das Buch – auszeichnet, ist die beklemmende und anrührende Darstellung einer Beziehung zweier Menschen, die ganz eindeutig nicht füreinander bestimmt sind und die trotzdem eine übermächtige Faszination verbindet. Lolita ist zwar letztendlich Opfer, laviert sich jedoch durch ziemlich eindeutige Koketterie, Faszination am Spiel mit dem Feuer und auch Genuss von Machtausübung in eine langwierige Hassliebesbeziehung hinein, der sie erst durch einen Pakt mit einem weit perverseren Zeitgenossen (dem pädophilen Schriftsteller Clare Quilty) entkommt – Austreibung des Teufels durch Beelzebub.

Jeremy Irons war genau die richtige Wahl für den kultivierten, gemarterten und besessenen Humbert Humbert. Die unter mehr als 2500 Bewerberinnen ausgewählte Dominique Swain gibt eine perfekte Darstellung der Lolita zwischen frühreifer Göre und verletzlichem Teenager. Nicht so gelungen ist die Verkörperung von Charlotte Haze, der Mutter Lolitas, durch Melanie Griffith; ihre Gewöhnlichkeit wirkt zu dick aufgetragen.

Lokal- und Zeitkolorit sind gut getroffen. Der Film spielt 1947-1950 zwischen New England und Texas, ein Großteil davon unterwegs, und hat daher teilweise Road Movie-Charakter.

»»» Fazit: Eine der besten Literaturverfilmungen, die ich kenne. Unbedingt sehenswert!

Offizielle Webseite (auf Englisch)

Erhältlich auf Video und DVD, z.B. bei Amazon. Der Roman ist im Buchhandel und Online-Buchhandel erhältlich, z.B. bei Amazon.